Ein kurzfristiger Wechsel zu Airbus ist für Ryanair allerdings kaum möglich. Der europäische Hersteller hat bereits signalisiert, dass seine Produktionskapazitäten für die Modelle A320neo und A321neo bis zum Ende des Jahrzehnts ausgeschöpft sind. O’Leary bringt daher erstmals offen den chinesischen Konkurrenten COMAC ins Spiel: Dessen Modell C919 sei deutlich günstiger – zwischen 90 und 100 Millionen US-Dollar pro Flugzeug – und könnte bei einem Preisvorteil von 10 bis 20 Prozent gegenüber Airbus-Modellen attraktiv werden.
Ein Problem bleibt allerdings: Die C919 ist in Europa und den USA bisher nicht zertifiziert. Dennoch zeigt sich O’Leary optimistisch: "Am Ende wird dieses Flugzeug auch in Europa zugelassen werden“, so der Ryanair-Chef in einem Interview mit dem Reisemagazin Skift. Die Reaktion aus Washington ließ nicht lange auf sich warten. Der US-Abgeordnete Raja Krishnamoorthi, ranghöchster Demokrat im China-Sonderausschuss des Repräsentantenhauses, warnt eindringlich vor einem möglichen Deal mit COMAC. In einem Brief an O’Leary schreibt er: „US-amerikanische und europäische Airlines sollten den Kauf von Flugzeugen chinesischer Militärunternehmen nicht einmal in Erwägung ziehen.“ COMAC unterhalte enge Verbindungen zum chinesischen Militär, zudem gebe es Hinweise auf illegale Aneignung geistigen Eigentums. Wie sich Ryanair letztlich entscheidet, dürfte von der weiteren politischen Entwicklung abhängen – und davon, ob Boeing seine Preise trotz drohender Zölle stabil halten kann.